Zehn Uhr morgens
Und mein Kopf ist zum Platzen,
Als ob ich ein Faß Wein getrunken hätte
Oder auf meinem Geburtstag gewesen wäre.
Ich öffne das Fenster; es ist noch dunkel.
Ich werfe einen Schrei in die Straße,
Aber niemand antwortet.
Mein Herz ist zersprungen,
Wie ein Spiegel zerspringt.
Die wunderschöne Uhr ist zersprungen –
Erinnerst du dich, wie du sie nanntest?
Die Stille hält an, es ist mindestens Sieben.
Ich mache das Radio, den Fernseher an
Und öffne die Ohren,
Aber niemand sendet etwas.
Das Zimmer ist voller Tiere,
Es scheinen Mücken zu sein;
So groß wie Hunde,
Aber die können wenigstens nicht fliegen.
Vielleicht hört mich jemand,
Ein alter Freund vielleicht.
Ich versuche, so laut wie möglich zu schreien,
So laut, daß vielleicht du mich hörst.
Welcher Tag, welches Jahr ist eigentlich?
Montag, Dienstag, was für ein Leben.
Aus einem Foto fängt meine Mutter an,
Zu mir zu sprechen:
„Erinnerst du dich,
Wie dein Vater überall zurechtkam?“
Es waren die Kriegsjahre,
Alle am Boden zerstört,
Man aß mit den Hunden.
Erinnerst du dich an den Jubel in Bologna
Als die Amerikaner kamen?
1943 zogen die Leute ins Feld,
Zogen ins Feld und starben und
Wussten nicht, warum.
Aber nach zwei Jahren warteten
Sie alle auf die Amerikaner;
Auch die Faschisten,
Wie heute in Riccione auf die Touristen.
Und du warst gerade in jener Nacht
Auf dem Platz und schienst ein
König auf den Schultern deines Vaters.
Die Bombenangriffe waren vorbei,
Und alle beglückwünschten sich.
Nur die Toten waren traurig
Und ärgerten sich.
Nicht weil sie tot waren, sondern
Weil sie morgen nicht aufwachen.
Erinnerst du dich an jene Dunkelhaarige?
Wie traurig sie war, weil sie wusste,
Daß sie sie nicht sehen würde, die
Raketen auf dem Mond – dem Mond.
Raketen auf dem Mond sind völlig normal,
Es gibt so viele.
In Reihen aufgestellt sehen sie aus wie
Weihnachtsbäume.
Wenn du dann das Fernrohr verrückst,
Kannst du den Sternen einen Namen geben.
Du kannst mit allem spielen oder mit nichts,
Auch mit deinem Leben.
Aber etwas fehlt uns, und dieses Etwas
Macht uns überdrüssig.
Es verdrießt uns, all diese Dinge zu haben,
Die uns fehlen, wenn wir sie nicht mehr haben.
Du begegnest überall Menschen,
Die sich langweilen;
Die Langeweile ist wie eine Verschwörung.
Dann fällt dir auf, wie sie alle in Eile leben –
Vielleicht ist die Langeweile nur Angst,
Eine Angst, die beleidigt,
Die uns jeden Morgen überfällt;
Die Angst, nur abgezähtes Fleisch zu sein,
Und die Angst, daß das Leben,
Edin Leben sich nicht mehr ändert.
Welches Jahr, welcher Tag ist eigentlich?
Montag, Dienstag – welch ein Leben!
Eine Zeitung fällt vom Himmel,
Aber ohne jede Neuigkeit,
Alles scheint normal zu sein.
Wer weiß, wie lange das noch so weiter
Geht, wie lange sich die Erde dreht?
Vielleicht bleibt sie auch stehen...
Verzeihung, wo geht’s zum Krieg?
Biegen Sie da vorne ab...
Wir sehen uns morgen;
Ich mache ein paar Sprünge im Wind,
Wenn ich Lust habe.
Morgen komme ich hierher zurück, weil du
1983 da liegst wie ein Spiegel –
Wir fühlen uns anders,
Keiner weiß, warum.
Nicht besser, nicht schlechter,
Aber alle, sogar die Trübseligsten,
Erwarten wir zusammen aufzuwachen,
Uns anzuschauen, uns zu berühren
Und uns anzusehen,
Als ob wir uns nie vorher gesehen hätten.
Und gerade du wirst heute Nacht auf dem
Platz auf niemandes Schultern ein König sein.
Keine Bombenangriffe.
Writer(s): Lucio Dalla
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