Ich hatte im Halbschlaf heute früh
Einen irren schönen Traum
Mein alter Freund, als ob er lebt
Saß oben im Kirschenbaum
Im Garten Grünheide am Möllensee
Saß Robert Havemann
Saß fröhlich auf dem Ast und rief:
Komm, Dichter!
Komm dichter an mich ran
Er warf mir paar Kirschen runter ins Gras
Und spuckte die Kerne aus
Und lachte mich an: Willkommen, Wolf
Jetzt biste wieder zu Haus
Du kommst nicht als verlorener Sohn
Nicht folgsam geworden und brav
Und kommst nicht wie'n geprügelter Hund
Und auch nicht
Als schwarzes Schaf
Wolf, hol dein Wimmerholz raus! und sing
Vom irdischen Paradies
Ja, sing mir die Hölle auf Erden, ach
Und sing mir Le Temps des Cerises
Da packte ich meine Gitarre aus
Das Lied der Commune de Paris
Ich sang ihm deutsch und auch francais
So süß -sauerseelig
Ich trällerte froh wie nie
Ich sang ihm paar alte, paar neue auch
Und sang ihm die schönsten Lieder
Da wurde der Himmel plötzlich schwarz
Von tausendfachem Gefieder
Ein Schwarm flog in die kalte Nacht
Und krächzte im Nieselregen
(Vornweg das ganze Politbüro):
"Dem A - bend - rot
- ent - gegen"
Gen Westen gegen den Wind anschrien
Im Flug die verzauberten Raben
Jetzt weiß ich: Sie haben uns alles verziehn
Was sie uns angetan haben
Ich hatte im Halbschlaf heute früh
Den irrsten und schönsten Traum
Und Robert lachte, als ob er lebt
Da oben, da oben
Im Kirschenbaum
Writer(s): Wolf Biermann
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