1.
So wie das Gestirn, ohne Hast, ohne Rast...
Ich hab es geschafft und ich bin auch schon fast
Ein Westmensch wie Du geworden.
Ich finde das Leben im Westen bon
Und plapper schon munter im Westjargon
Und dennoch gibt es so Extras hier,
Die viel zu viel Seelengeld kosten.
Da sag ich: Nee, nein Danke, kein Bedarf
Ich bin noch auf anderes Leben scharf
Ich bleib immer die aus'm Osten.
2.
Für mich ist die Freiheit kein Arschwischpapier
Ich komm aus'm Land, da ist zwei mal zwei vier
Ein Staatsgeheimnis, ja leider!
Und jedes Kind, das dort die Wahrheit spricht,
Das hält man schon darum für'n großes licht,
Denn der Kaiser, er trägt keine Kleider
Und die Bonzen sind scharf auf die Posten.
Dort stinkt die Macht - na und, hier stinkt das Geld
Egal, wo es mehr stinkt auf der Welt
Ich bleib immer die aus'm Osten.
3.
Ich tu und ich mach und ich leb wie Du auch
Und stopf mir gern leckere Bissen in Bauch
Mein Stück von der Wohlstandstorte!
Ich reiß es mir raus und ich passe mich an,
Ich schufte mich ab und ich hasse mich dann,
Wie all diese Menschenimporte,
Die bitter vom Zuckerbrot kosten,
Und schimpft auch kein Schwein hier Türkenschwein
Ich bin ja 'ne Deutsche und darf hier sein
Ich bleib immer die aus'm Osten.
4.
Nach all den Jahrn wollt ich mal rübergehn
Paar alte Freunde, paar Straßen sehn
Im Prenzlauerberg und in Mitte.
Doch als ich nach Haus an die Mauer kam,
Und als mich der Grenzer bei Seite nahm,
Da half mir kein Lächeln, kein Bitte,
Da stand ich so elend vor'm Posten.
Ich hab geweint, Wie'n Kind und hab's geschnallt,
Denn die Lektion war ja klar und kalt:
Ich bleib immer ich, auch vor'm Posten,
Immer die aus'm Osten!
Writer(s): Wolf Biermann
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