Ich hab a Verwandschaft, die ist sozusagen a Graus
Erstens wohnt die Schwiegermutter gleich bei mir im Haus
Zweitens, wer den Onkel Albert auf der Straße sieht
Na, dem vergeht für'n ganzen Tag sofort der Appetit
Tante Ruth und Tante Jetti haben so an Kropf
Dass man, wenn man hinschaut, nicht gleich weiß wo ist der Kopf
No, und was meine Frau betrifft, da nutzt nicht was ich sag –
Dem Ignaz hat sie gut gefall'n und den traf bald der Schlag
Nur den Onkel Joschi hab ich gern
Diesen netten, feinen, alten Herrn
Und wenn ich ihn treffe, da und dort
Lacht er mich stets freundlich an und sagt sofort:
„Ich bin der Onkel Joschi, und ich kann nix dafir
Wenn jemand mir was Kluges sagt, der kriegt's zu tun mit mir
No, und wenn er mir was Dummes sagt, was ich doch gar nicht brauch
Dann reiss ich ihm den Schädel ab und tret ihn auf den Bauch
No, und wenn er dann zum Richter geht, Gewinn bringt ihm das nicht
Denn jeder Richter kennt mich doch und lacht ihm ins Gesicht
Und sagt ihm: 'Lieber Mann, Sie kommen ganz umsonst zu mir –
Das war der Onkel Joschi, und der kann nix dafir!'.“
Es gibt ieber zweihundert Anekdoten von meinem Onkel Joschi
Die werd ich Ihnen alle jetzt der Reihe nach erzählen –
Zum Beispiel ist mir eines Tages folgende Anekdote mit ihm zugestoßen:
Einmal hab ich eingeladen meinen Chef, den Kohn
Schließlich will ich weiterkommen – no, sie wissen schon
Der Moskowitz war auch bei uns, nur meinem Chef zulieb'
Weil der hat in Norditalien einen Großbetrieb
Plötzlich kommt der Onkel Joschi bei der Tür herein,
Sagt zu meinem Chef sofort: „Was, Sie sind da, Sie Schwein?“
Dreht sich dann zum Moskowitz und sagt zum ihm ganz glatt:
„Sind Sie nicht der Moskowitz der Steuerschulden hat?“
Beide sprangen auf und wurden blass
Liefen aus dem Haus, und das war das –
Onkel Joschi lachte nur dabei
Setzte sich an meinen Tisch und fraß für drei
So war mein Onkel Joschi, er konnte nix dafir
Am nächsten Tag setzte mich mein Chef zwar vor de Tir
Ich kriegte auch sobald nicht einen andern Posten drauf
Und machte aus Verzweiflung einen Gurkenladen auf
Mein Chef ging bald drauf pleite, wie das schon damals woar
Der Moskowitz ist eingesperrt und sitzt schon sieben Joar
Nur mein Geschäft geht glänzend, ich verdien und ich florier
Und schuld ist Onkel Joschi, und der kann nix dafir
Ja, aber immer war das nicht so harmlos
Was der Onkel alles angezettelt hat
Zum Beispiel hat er mir eines Tages
Folgende, eher unangenehme Geschichte eingebrockt:
Ich kenn eine Dame mit an herrlichen Gesicht –
Das ist vielleicht zu viel gesagt, a Dame ist sie nicht
Und ihr Gesicht ist eher mies, und die Figur ist schlecht –
Doch wenn ich anschau meine Frau, dann ist mir jede recht
No, ich sitz mit der Dame grad bei einem Tête-à-tête
Als plötzlich ungerufen Onkel Joschi vor uns steht
Und sagt zu ihr: „Mein Neffe braucht doch Sie nicht, Gott sei Dank
Denn erstens hat er selbst a Frau, und zweitens ist er krank“
No, die Dame hört das, kriegt an Schreck
Haut mir zwei herunter, und rennt weg
Ich sag: „Onkel Joschi, was soll das?“
Drauf sagt er: „Du, ich glaub, die Frau, die versteht keinen Spaß!
Nu, ich bin doch der Onkel Joschi, und ich kann nix dafir
Und jeder weiß, was ich so sag, bedeutet nix bei mir“
Bevor ich ihm nur irgendwas darauf erwidern kann
Kommt plötzlich meine Frau herein, mit einem Riesenmann
Der Riese brüllt: „Wo ist der Kerl, ich schlag ihn grün und blau
Der war mit einer Frau herin, und das war meine Frau!“
Drauf sag ich zu dem Riesen: „Na, was woll'n Sie dann von mir?
Hier ist nur Onkel Joschi, und der kann nix dafir!“
Wie gesagt, man erzählt zweihundert Anekdoten von Onkel Joschi
Aber einmal muss man Schluss machen, also, mach mer Schluss –
Das heisst, um die Sache quasi abzurunden, nur noch dieses:
Onkel Joschi hatte einmal einen starken Schmerz –
Irgendwo in der Magengegend, diagonal vom Herz
Und der Doktor sagte: „Dort wird stecken a Geschwier
Und ich glaub, das beste wird es sein ich operier“
„Nein“, sprach Onkel Joschi, „denn wenn Sie mich operier'n
Dann kann mir im besten Fall mein Todesfall passier'n“
Da befahl der Doktor, ihn zum Krankenhaus zu tragen
Wo man ihn noch untersuchte ohne viel zu fragen
Schließlich sprach ein alter Spezialist:
„Nu, wer soll da erraten, was das ist?
Bringt sofort mein Operationsbesteck“
„Nein!“, schrie Onkel Joschi, „denn der Schmerz ist weg!
Ich bin der Onkel Joschi, und ich kann nix dafir
Ich hab jetzt keine Schmerzen mehr und will heraus von hier!“
Er schlug den Doktor nieder, doch sie packten ihn am Bein
Und setzten sich auf seinen Kopf und spritzten ihm was ein
Fünf junge Internisten, für an extra Honorar
Betäubten ihn mit Chloroform, bis er bewusstlos war
Und dann erst rief der Doktor: „No, hurra, ich operier!“ –
So starb der Onkel Joschi, und konnte nix dafir
Writer(s): Georg Kreisler
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