Zwischen Karstadt und Dom
Stießen wir aufeinander.
?Hallo", sagten wir beide gleichzeitig,
Wollten weiter, blieben dann doch stehen.
?Ich geh' dann mal, also bis später",
?ich warte auf dich",
Sagte der Mann an ihrer Seite
- höchstens halb so alt wie sie -.
?Okay", sagte sie zu ihm und zu mir sagte sie:
?In die Jahre auch gekommen, wie?".
?Naja", sagte ich, ?äs time goes by".
?Wem sagst du das", sagte sie.
Wir haben eine Zeit zusammen gelebt.
Gemeinsame Anwaltspraxis sogar.
Gemeinsame Linie, privat, beruflich, politisch
- leidenschaftlich sogar, meistens jedenfalls.
Model-like ist sie immer noch.
Klamotten so top wie teuer.
Wie sie die Kleinbürger immer gehasst hat!
?Wieso? Sind wir doch auch, was denn sonst!",
Habe ich dann gesagt.
?Ich nicht", hat sie dann geschrien, ?ich nicht" -
Die Tochter eines Postschaffners! -
1989 fand sie phantastisch:
Endlich Schluss mit dem piefigen Spießerstaat drüben!"
Unternehmensberaterin ist sie heute. -
Wir gingen ins Cafe Conti auf einen Pastis.
Der Mann an ihrer Seite kam dazu.
?Das ist Laurenz", sagte sie, ?mein Teilhaber".
?Ach ja?", sagte ich.
?Also, ich geh' mal wieder", sagte Laurenz,
?Schuhe kaufen, drüben. Ich warte auf dich".
?Okay", sagte sie.
Wir haben dann noch bisschen rumgeplänkelt.
Sie müsse jetzt auch nicht mehr so lachen
über Harald Schmidt, sagte sie.
?Und du? Politisch?", fragte sie.
?Immer noch der Alte?"
?Naja", sagte ich.
Dann taten wir so, als ob wir noch Fußballfans wären,
Dass Schalke jetzt wieder ganz oben mitspiele: super.
?Ist doch immer noch 'ne Basis zwischen uns", juxte sie.
?Naja", sagte ich.
Aber beim Abschied haben wir uns plötzlich umarmt.