Hat man mich mit zwölf nach meinem Alter gefragt,
Hab' ich eiskalt gelogen und fünfzehn gesagt,
Und vorm Kino sogar, daß ich schon achtzehn wär',
Nun, in diesem Punkt lüge ich heut' auch nicht mehr.
Heute sammle ich Fotos von mir aus der Zeit,
Bring' meine Wiking-Modelle in Sicherheit
Und meine Zeugnisse, ehe mein Sohn sie sich krallt.
Vielleicht werd' ich langsam,
Vielleicht werd' ich langsam,
Vielleicht werd' ich doch langsam alt.
Mein Schulfreund Kurt macht bei der Radiostation
Als Rocky die echt geilste Moderation.
Dazu legt er dann die heißesten Scheiben auf,
Immer ätzend und cool und ist tierisch gut drauf.
Kein Haar mehr auf'm Kopf, doch er kennt alle Hits,
Keinen Zahn mehr im Mund, doch er spricht wie die Kids",
Ein ewiger Teenager mit Beamtengehalt.
Vielleicht werd' ich langsam,
Vielleicht werd' ich langsam,
Vielleicht werd' ich doch langsam alt.
Vielleicht werd' ich doch langsam alt.
Um mich herum wird alles immer jünger mit Gewalt,
Vielleicht werd' ich doch langsam alt.
Ein Vierteljahrhundert lang hab' ich geglaubt,
Was Politiker sagen und überhaupt.
Jetzt hat sich das Vorurteil als richtig entpuppt,
Das ist kein Vorurteil: Die sind wirklich korrupt!
Wie sie rangeln und schieben und schnorr'n ringsumher,
Heute glaub' ich keinem Politiker kein Wort mehr.
Heut' glaub' ich nur noch manchmal, ich stehe im Wald,
Vielleicht werd' ich langsam,
Vielleicht werd' ich langsam,
Vielleicht werd' ich doch langsam alt.
Ich ertapp' mich dabei, vor dem Spiegel zu steh'n
Und dann blaß vor Neid die Fernsehzeitschrift zu seh'n,
Um dann festzustell'n, was ich sowieso längst weiß,
Gegen Rudolf Schock sehe ich aus wie ein Greis.
Heidi Kabel wird auch jünger von Jahr zu Jahr,
Hilde Knef ist nicht mehr so alt wie sie mal war,
Und Alexanders Peterle paßt sein Matrosenanzug bald,
Nur ich werde langsam,
Nur ich werde langsam,
Nur ich werde wohl langsam alt.
Vielleicht werd' ich doch langsam alt.
Um mich herum wird alles immer jünger mit Gewalt,
Vielleicht werd' ich langsam,
Vielleicht werd' ich langsam,
Vielleicht werd' ich doch langsam alt.
Writer(s): Reinhard Mey
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