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Heimweh nach Berlin Songtext

Reinhard Mey - Heimweh nach Berlin
Quelle: Youtube
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Das Meer umspült die Bucht, der Sand so weiß und fein,
Ein sanfter Südwind, nirgends kann es schöner sein!
Über glitzernden Wellen seh' ich goldne Fische springen,
Hör Palmenwedel rascheln und Meerjungfrau'n singen.
Noch eine Feige, eine Dattel, und ich gieß
Mir noch ein Gläschen ein, ich seh' ins Paradies
Und den Kranich am blauen Himmel nordwärts zieh'n,
Und da ist es plötzlich wieder, dieses alte Heimweh,
Heimweh nach Berlin.

Heimweh nach 'ner geballten Ladung schlechter Laune,
'nem Slalom durch Hundehaufen, glänzend, große, braune,
Nach Friedrichshain und seinen idyllischen Partv-Winkeln,
Wo mir die Partygänger nachts gern in den Hausflur pinkeln,
Wo der Kampfradler den Bürgersteig als Rennstrecke nutzt,
Und man mir gegen meinen Willen die Windschutzscheibe putzt.
Lm Bürgeramt von Mitte stehen ohne Termin – und eine Wartemarke ziehn –
Ich habe Heimweh nach Berlin,
Ich habe Heimweh nach Berlin.

Schöne Lagunenstadt, Bella Venezia,
Der Gondoliere singt, ich schaukel in der Gondola,
Tauben auf dem Markusplatz, Karneval und Konfetti,
Canal Grande, Seufzerbrücke, Commissario Brunetti.
Doch die Ratten der Lüfte und die Kanalisation
Wecken in mir eine wohl vertraute Assoziation,
Und mit den Abwassergerüchen, die vorüberzieh'n,
Fliegt es mich glatt wieder an, dieses alte Heimweh,
Heimweh nach Berlin.

Berliner Luft aus trocknen Gullis an Sommertagen,
Wenn Männer beige Socken in Sandalen tragen,
Wenn dicke Mädchen sich enge Tops und Hot Pants zwängen
Und sich miesepetrig in versiffte S-Bahnen drängen.
Nach dem Busfahrer, der mir genau vorm letzten Schritt
Die Türe vor der Nase zuknallt und auf's Gaspedal tritt,
Nach Touristen, die Rollkoffer über's Kleinpflaster ziehn,
Ich habe Heimweh nach Berlin,
Ich habe Heimweh nach Berlin.

Da ist die schöne Blaue Donau und dieser göttliche Schmäh,
Da ist ein Rainhard noch was wert, „Küss die Hand, Herr Chansonnier!"
Da ist der Bräunerhof, die Sisi und das Burgtheater,
Da ist der Heurige, da ist der Heurigenkater,
Ein Hauch von Kaiserschmarrn und Blunzengröstl überall,
Und eine Mischung von Zentralfriedhof und Opernball.
Ich sage es grad heraus, die schönste Stadt der Welt ist Wien,
Aber geh, verzeih, ich habe trotzdem Heimweh, Ich habe grässliches Heimweh,
Ich habe Heimweh nach Berlin!

Nach Däwes‘ Späti und Cems Tante-Emma-Laden,
Nach einem Hauch von Curry und nach Dönerschwaden,
Nach 'nem Gratis-Kaffee Togo mit 'nem Lächeln an der Tanke,
Nach dem Punk, dem du die Tür aufhältst, und der sagt danke,
Nach dem Bürgeramt von Mitte und der Sachbearbeiterin,
Die fünf vor Feierabend sagt: „Na, junger Mann, komm'se ma noch rin!"

Dem Radler, der mich auf dem Radweg nicht "du Arsch" anbrüllt,
Der Politesse, die Ieis‘ lächelnd mein Knöllchen zerknüllt,
Dem Busfahrer, der mich rennen sieht und freundlich lacht,
Nochmal anhält und extra für mich die Tür aufmacht.
Solang ich denken kann, will ich woandershin zieh'n,
Nur ich hab zu viel Heimweh, ich habe schreckliches Heimweh, ich habe immer Heimweh,
Ich habe Heimweh nach Berlin!
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