Ich stand friedlich in der Frittenbude - plötzlich war er da: Mit so einem Feuerschwert und Heiligenschein, lange blonde Haare. Nackte Füße mit nur Sandalen dran schwebt er auf mich zu, spuckt messianisch auf meine Currywurst. Ich sage: "Hey, wer bist du?" "Typisch, daß du mich nicht kennst. Oho, ich bin der Müsli-Män." Paar Tage später stand ich in der Kneipe, da spüre ich: Er ist da! Ich hatte mir gerade das erste Bier bestellt, da sehe ich ihn inkognito. Blonde Haare, mit Henna rot gefärbt, ein Schal vom Al-Fatah. Ich sage: "Wirt, hör zu, vergiß das Bier, mach mir einen Apfelsaft." Der lacht und nimmt mich gar nicht ernst. "Psst", sage ich, "Mann, da steht der Müsli-Män." Am nächsten Tag wurde es besonders fies, auf der Autobahn. Ein Understatement-Damenfahrrad, weiß - Import aus Amsterdam - stoppt den Bus mit unserer Anlage drin kurz vor Wesseling, und konfisziert das, was elektrisch ist und läßt uns nur das Tambourin hier. Klar, wer das war, verrate ich gerne. Logo, das war der Müsli-Män. Wir waren tierisch sauer, ist doch klar. Erst haben wir mal getobt. Danach ? flexibel - schnell unser Repertoire auf Skiffel umgeprobt. Der Major Banjo, Axel Xylophon, ich mit einer Klarinette, am Waschbrett Wolli, Schmal am Susaphon - statt Baß eine Tuba jetzt. Nur der Fonz am Mixer, der war Fan, weil der Fonz hatte frei heute, dank unserem Müsli-Män. Dann kurz vorm Auftritt schaue ich in den Saal, wie ich das immer tue. Vor Lampenfieber schlägt mir das Herz im Hals: "Oh, was für ein Publikum!" Vor allen Dingen dort der Härtetyp macht mich verstärkt nervös, der Häuptling da, mit Irokesenschnitt, der mich so hämisch grüßt. Ich denke: "Ich spinne, ich bin krank! Da steht der Müsli-Män als Punk!"
Writer(s): Klaus Heuser, Wolfgang Niedecken
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