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Der Parkhauspfeiler Songtext

Der Parkhauspfeiler

Abstrakte Koloration, 210mal60 cm, verschiedene Kunstharzlacke auf Stahlbeton. Geschrammt. Altstadtparkhaus Kiel, 1998.

Es ist irgendwie unheimlich wichtig dass Frau ihre eigene Identität auch im öffentlichen Parkraum ein Stückweit verwirklichen kann. Diese, in den tröpfelnden Applaus gelangweilter Ausschußmitglieder hineinlammentierte Hypothese der Gleichstellungsbeauftragten des Straßenverkehrsamtes, Konstanze Jodfeld-Pannenbörger, schuf gleichsam das Atelier für das Kunstwerk, das wir heute einmal näher betrachten wollen.

Der Parkhauspfeiler, jenes unverzichtbare wie unnachgiebige statische Element zwischen den Frauenparkplätzen
16 und 17, zieht die gerne vernachlässigten Ausdrucksmöglichkeiten femininer Gestaltungskraft so urgewaltig an, wie jene rätselhafte magnetische Kraft, die die fein ziselierte Kompassnadel Vasco da Gamas narrte und seine berühmte Halbmastfregatte Santa Valpollicella vor der Küste Akkapulcos ins Treibeis lockte. Nur dem geschulten Auge erzählen die scheinbar schroff und willkürlich angebrachten Farbschichten ihren Entstehungsakt. Da ist die mit verspielter Leichtigkeit gezogene, schnurgerade tannengrünen Mettaliclacks, gestaltet unter Zuhilfenahme des hinteren Kotflügels einer fabrikneuen ?Mercedes SLC?-Limosine deren Fahrerin
Nach dem geselligen Genuß dreier Piccolo-Flaschen Fürst von Metternich mit Kundinnen ihres Sonnenstudios die ausgereifte Technik einer sindelfinger Servolenkung kunstvoll zu unterschätzen wußte. Im scharfen Kontrast dazu: Der kompromißlos aufgetragene, Fußballgroße Abdruck einer kaminroten Sonderlackierung, eine in Umfang und Farbgebung recht plumpe Annäherung an das Spätwerk Chagalls, ausgeführt von der jüngsten Tochter des Travergestüts von Dielingen, der zum 18. Geburtstag nebst Führerschein auch der zu diesem Anlas übliche italienische Geländewagen ?Alfa 24 VXT? geschenkt wurde, bei dessen Jungfernfahrt das verwirrende Angebot von zwölf Hochgebirgsgängen für die besondere Intensität des Aufdrucks sorgte. Aber es sind nicht nur die kindhaften, heiter beschwingten Motive, die den Parkhauspfeiler markieren, wir erkennen auch die bekannten Motive von Verdruß und Verzagen. Zum Beispiel den schroffen, anthrazitfarbenumwirkten Krater im Beton der, an dieser Stelle bis auf die Stahlarmierung entblößt, dem Werk eine reizvolle räumliche Tiefe verleiht. Diese bildhauerische Gestaltung verdanken wir dem uneigennützigen Nervenzusammenbruch einer unbekannten Hausfrau aus Dithmarschen die, erschöpft vom einkaufen in der Innenstadt, auf das Zusammenspiel dreier zerstrittener Kleinkinder, einem ungewöhnlich quirligen Irishsetter-Welpen im Fußraum und einem ungnädig hupenden Sportwagenfahrer im Nacken mit ihrem ?Passat Kombi Diesel? noch die Konzentration aufbrachte, Winkel und Wucht des Aufpralls so präzise zu setzen, wie es das Werk an dieser Stelle verlangt.
Seinen vorläufigen künstlerischen Schlusspunkt erhielt ?der Parkhauspfeiler? unlängst durch die Schraffierung im Farbton Malzbraun aus der Lackpalette der Serie ?VW Polo CL?, eine Arbeit, die sich großzügig noch über die angrenzende Mauer erstreckt. Diese hinreißende Vollendung im Stile einer Cricrilamur des frühen Wilhelm Heise entstand im Rahmen eines multitaktilen Kurzschlusses der Gemeindeschwester Agnes vom Ursulinenkloster Laboe die beim Ausparken nach dem Einkauf im Gartencenter Hörmeyer mit dem suchen des Gurtschlosses, dem Umklammern der Parkkarte (ohne diese zu verknicken) und dem Versuch, den Gekreuzigten an der wuchtigen Halskette aus der Ritze zwischen Kardantunnel und Handbremse zu befreien zunächst das bekannte Stilmittel der Verwechslung von Gas- und Bremspedal bemühte bevor ihr, in einem begnadeten Augenblick, die sperrige Stechpalme vom Beifahrersitz ins Lenkrad kippte, was schließlich unserem Meisterwerk den letzten Schliff gab.

Ein Meer aus dem Granulat geborstener Scheinwerfer, Blinker und Rückleuchten bedeckt den Boden mit verheißungsvollem Funkeln, gleich dem verschollenen Schatz Klaus Stoertebeckers in den schwer zugänglichen Bimsschiefergewölben vor Spikaok. ?Der Parkhauspfeiler? hat die Philosophie des getrenntgeschlechtlichen Einparkens zu neuer Blüte gebracht und ihre Kritiker verstummen lassen. Das Werk wird der Version Jodfeld-Pannenbörgers gerecht.

Es ist irgendwie unheimlich wichtig, dass Frau ihre Identität ein Stückweit verwirklichen kann.
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Stenkelfeld - Der Parkhauspfeiler
Quelle: Youtube
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