Mit nackten Füßen auf nassem Boden
Und an den Brüsten zwei Elektroden,
Dann ließ man langsam die Voltzahl steigen.
Die Folterknechte nannten es "Reigen".
Weil die Gefangnen vor Schmerzen bebten,
Zuckten und sprangen, solang sie lebten.
Vor '79 ist das gewesen,
In Nicaragua, ich hab's gelesen.
Priester und Bauern haben sie geschunden,
Auch Thomas Borges, fünfhundert Stunden.
Er ließ sich treten, prügeln und quälen.
Von ihm soll dieses Lied erzählen.
Als seine Freunde die Macht errangen,
Nahm man die Henker von einst gefangen
Und Thomas Borges wurde Minister
Und auch ein Bauer und ein Priester.
In das Gefängnis, wo man ihn quälte,
Ging der Minister, der neu gewählte.
Da traf er einen, der ihn geschunden
In fünf mal hundert Folterstunden.
Da standen vor ihm die gut genährten
Mordspezialisten, Folterexperten,
Senkten die Blicke, haben gestottert
Und vor dem Racheakt geschlottert.
Und Thomas Borges sprach: "Meine Sache
Ist nicht Vergeltung und ist nicht Rache.
Nein, meine Rache heißt: Euch vergeben.
Mit seiner Schuld soll jeder leben."
Und später schrieb er: "Sich nicht durch Hassen,
Durch Zorn und Rache beherrschen lassen.
Wenn es neue Menschen hier braucht auf Erden,
Müssen wir selbst die Menschen werden."
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