O weh! wohin verschwanden alle meine Jahr'?
Owê war sint verswunden alliu mîniu jâr !
Ist mein Leben mir geträumet oder ist es wahr?
Ist mir mîn leben getroumet, oder ist ez wâr ?
Das ich stets wähnte, daß es wäre, war das icht?
Daz ich je wânde ez wære, was daz allez iht ?
Danach hab' ich geschlafen und so weiß ichs nicht.
Dar nâch hân ich geslâfen und enweiz es niht.
Nun bin ich erwachet, und ist mir unbekannt,
Nû bin ich erwachet, und ist mir unbekant
Was mir hievor war kundig, wie mein' andre Hand.
Daz mir hie vor was kündic als mîn ander hant.
Leute und Land, dannen ich von Kinde bin geborn,
Liut unde lant, dârinne ich von kinde bin erzogen,
Die sind mir fremde worden, recht als ob es sei verlorn.
Die sint mir vremde worden rehte als ez sî gelogen.
Die meine Fespielen waren, die sind träge und alt,
Die mîne gespilen wâren, die sint træge unt alt.
Bereitet ist das Feld, verhauen ist der Wald,
Daz velt ist unbereitet, verhouwen ist der walt:
Nur daß das Wasser fließet, wie es weiland floß.
Wan daz daz wazzer vliuzet als ez wîlent vlôz,
Fürwahr! ich wähnte, mein Ungelücke würde groß.
Vür wâr mîn ungelücke wande ich wurde grôz.
Writer(s): Frank Andreas Wulff Raven, Walter (dp) Von Der Vogelweide
Lyrics powered by www.musixmatch.com