Es liegt ein Schloß in Österreich,
Das ist gar wohl erbauet
Von Silber und von rotem Gold,
Mit Marmorstein gemauert.
Darinnen liegt ein junger Knab
Auf seinen Hals gefangen
Wohl vierzig Klafter unter der Erd
Bei Nattern und bei Schlangen.
Er trägt ein gülden Ketten am Hals,
Die bringt ihn um sein Leben,
Hat ihm ein zart Jungfräulein verehrt,
Er trägt sie ihr zu Ehren.
Man führt ihn zum Gericht hinaus,
Die Sprossen muß er steigen;
Man reicht ein seidnes Tüchlein her,
Die Augen zu verbinden.
"Verbindet mir die Augen nicht,
Ich muß die Welt noch schauen;
Ich seh sie heut und nimmermehr
Mit meinen traurigen Augen."
Es stund kaum an ein halbes Jahr,
So ward die Tat gerochen:
Es wurden wohl dreihundert Mann
Ums Knaben willen erstochen.
Wer hat uns denn dies Lied gebracht
Und auch gesungen zugleiche?
Das haben getan drei Jungfräulein
Zu Wien in Österreiche.