Ein junger Engel tritt vor den Tempel
Unter seinen Schwingen klebt ihr Speichel
Von seinen Lippen tropft frisches Blut
Er öffnet seine Hände und schreit nach mehr
Ich schließe meine Augen
Und lecke ihre Flut
Auf den Stufen liegen faule Leiber
Erbrachte Liebesopfer von der Sonne verhermt
Vertrocknet sind auch meine Küsse, die ich einst aus Liebe gab
Auf einem Felsen ausgebreitet
Zwischen den Klippen zerquetscht und niedergestreckt!
Unter brennenden Fragmenten meines Zentrums streue ich meine Tränen in die Glut
In meinen Händen welken ihre Blumen
In meinem Mund gerinnt ihr Speichel
Ich reiße meinen Körper aus der Flut
Der Engel wirft die Schwingen in die Glut
Ich spucke meine Sünden
Er öffnet seinen Schlund
Ich lecke seine Wunden mit meinem Mund
Ihr Herz hab ich geküsst
Ihr Fleisch auf dem Portal geliebt
Ihre Zunge versteinert am Fuß des Monuments
Und ihre Asche unter den Engeln verstreut
Ich will nur leben
Ich will nur leben
Auf diesen Knien habe ich gelegen
Ich rief dich an mit diesem Mund
Diese Hände hielt ich dir bittend entgegen
Ich betete in dunkler Nacht
Ich betete schreiend mit meiner letzten Kraft
Lass sie schweigen
Lass sie schlafen
Lass mich beten
Ich bitte dich
Ich will nur leben
Ich will leben
Writer(s): Tilo Wolff
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