Das Haus, wo ich wohne
Das Haus, wo ich wohne, das ist nicht sehr schön.
So duster und muffig - naja 1910!
So'n grämlicher, bröck'liger Altbauzwerg.
Davon gibts noch viele im Prenzlauer Berg.
Übern Hof, 3 Treppen im Hinterhaus,
Da ruh' ich mich auf den Lorbeeren aus.
Mit Stube, mit Küche, Korridor, Klo,
Das ist mein Appartement. Da haus' ich nun so.
Das Klo, das ist innen, das ist schon enorm!
Da sitz' ich und grüble über Inhalt und Form.
Das Haus, wo ich wohne, ist wirklich nicht schön.
Ich glaube, all' die Leute seh'n mich viel lieber geh'n.
Weil ich Musik mach', das nehm' sie mir krumm
Und hecheln und nörgeln an mir herum.
Wenn ich mal tagsüber 'ne Taste anschlag',
Klopft unten schon Müller, der schläft am Tag.
Und abends rummst Schulze, gleich nebenan.
Ich stör' sie beim Fernsehen. Der Krimi fängt an.
Und ich frag' mich, warum er mir die Brötchen nicht gönnt?
Das Klavier, das ist mein Produktionsinstrument!
Das Haus, wo ich wohne, das bringt mich in Wut.
Die meisten sind sauer, nur 'n paar sind ganz gut.
Die Mädchen, die vielen, was geht da bloß vor?
Na, ich hab' doch keinen Harem, ich hab' doch 'nen Chor!
Ein Konzert - 2 Stunden - Mann, seht doch ein,
Das will doch probiert und einstudiert sein.
Die grienen und denken, das ist ein Hahn!
Bei dem gehts doch zu, wie im Liebesroman.
Also gut, wenn sie meinen, dann kommen sie mal rein...
Das woll'n sie nun auch nicht, dazu sind sie zu fein.
Das Haus, wo ich wohne, drückt mir aufs Gemüt.
Davon könnt' ich singen, na nicht nur ein Lied.
Denn als ich so grad' dieses Ding komponier',
Da klingeln die Kinder schon an meiner Tür.
Guten Tag Onkel Lacky, ein Autogramm?
Wann singst du wieder im Fernsehprogramm?
Na kommt schon, ihr Geister, hier ist ein Bild.
Und wehe, ihr schreit auf dem Hof so wild!
Ich mach' hier ein Liedchen, da kommt ihr drin vor.
Da war'n sie ganz leise und waren ganz Ohr.
Das Haus, wo ich wohne, das steht nicht mehr lang',
Es gibt ja bekanntlich ein Neubauprogramm.
Bis 1990, so sagt die Partei,
Sind wir alle wohnraumsorgenfrei.
Damit sowas wie diesmal nicht wieder passiert,
Wird für Musiker gleich ein Block reserviert.
Dann können wir spielen, solange wir woll'n,
Und keiner verlangt, daß wir leise sein soll'n.
Da seht ihr, ich mecker' nicht, wenn ich was sag'.
Ich mach' immer zugleich auch 'nen Verbesserungsvorschlag.
Writer(s): Fred Gertz, Reinhard Lakomy
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