Ich kannte einen Baum
Vor turbulenten Jahren
Ein starker hoher Baum
Verläßlich sturmerfahren
Einst ward er gesät
Von liebevoller Hand
Aufrecht war sein Wesen
Festigkeit sein Stand
Da stand'st Du, geliebter Baum
Und lehrtest mich zu sehen
Und in Deiner Ruhe
Lehrtest Du mich stehen
Die Sonne war sein Vater
Sein Bruder war der Wind
Die Erde seine Mutter
Und ich war einst sein Kind
Er gab in lauten Tagen
Dem Wanderer die Stille
Und leergeweinten Herzen
Gab er neue Fülle
Da standest Du, geliebter Baum
Den Winden ein Asyl
Den Liebenden Oase
Den Suchenden ein Ziel
Vom Geist warst Du durchflutet
Wie der Tag vom Licht
Wer Deine Früchte schmeckte
Fürchtete sich nicht
Doch irgendwann bereiste
Eigennutz die Welt
Und lehrte wie man Früchte
Schnell verkürzt zu Geld
Was hast Du, geliebter Baum
Was ist mit Dir gescheh'n?!
Ich hab dich niemals zuvor
So schwach und krank geseh'n
Dann folgtest Du dem Locken
Jener Lügenpriester
Dein Rauschen wurde welk
Dein Schatten wurde düster
Du verkauftest Deine Früchte
An die, die zu Dir kamen
Und kein Leben sproß mehr
Aus Deines Leibes Samen
Wer bist Du, welker Baum?
Ich hab', ich muß gesteh'n
Des Menschen Ich und Wille
Noch nie so krank geseh'n
Der Baum vergaß die Wahrheit
Der Geist begab sich fort
Und bei Sonnenaufgang
Fand man ihn - verdorrt