Berlin, dein Gesicht hat Sommersprossen, und dein Mund ist viel zu groß, dein Silberblick ist unverdrossen, doch nie sagst du: »Was mach 'ich bloß?«
Berlin, du bist viel zu flach geraten für die Schönheitskonkurrenz. Doch wer liebt schon nach Metermaßen, wenn du dich zu ihm bekennst?
Berlin, du bist die Frau mit der Schürze, an der wir unser Leben lang ziehn. Berlin, du gibst dem Taufschein die Würze, und hast uns den »Na und« als Rettungsring verliehn.
Berlin, deine Stirn hat Dackelfalten, doch was wärst du ohne sie? Wer hat dich bloß so jung gehalten, den zum Schlafen kommst du nie.
Berlin, mein Gemüt kriegt Kinderaugen, und mein Puls geht viel zu schnell, nimmst du mich voller Selbstvertrauen an dein verknautschtes Bärenfell.
Writer(s): Hildegard Knef, Charly Niessen
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