Tränenspaziergang Songtext

von Sunfitz

An einem Sonntag, da kam sie auf die Welt
Und es war etwa um halb eins
Der Paul, der wollte seine Milch nicht mehr
Und da begann er laut zu weinen
Die Tränen, die prasselten auf den Boden herab
Und verschwammen zu einem hässlichen Brei
Nur eine die suchte sich den weg zur Tür
Und von da an, da war sie frei

So macht sich die Träne auf den Weg
Immer am Rinnstein entlang
Sie wollte endlich das erblicken
Was sie mit Paul nie zu sehen bekam
Sie träumte von der großen weiten Welt
Von der Sonne von dem Mond und vielleicht auch von dem Geld
Von der Liebe von dem Spaß und von dem übervollen Glas
Und sie war so sehr enttäuscht, weil das keiner hier besaß

Denn ihre erste Station war der Markt von dem Ort
Ein halbverhungerter Jimmy der lag dort
Die Beine erfroren, der Blick leer und starr
Nur sein Herz schien noch zu schlagen
Was für sie ein Wunder war

Bei den Leuten, die dort kauften, war es umgekehrt
Ihre Blicke waren verzaubert von dem billigen Warenwert
An der Stelle, wo bei Jimmy das Herz noch saß
War bei ihnen alles leer und kalt wie Glas

Und Jimmy, der hat längst keine Tränen mehr, auch der Paul hat seine verstreut
Über eine kleine Träne von ihm hätte er sich sicher sehr gefreut

So wandert die Träne weiter und bleibt vor einem Fenster stehen
Darin sieht sie, wie sich ein alter fetter Sack an einer jungen Frau vergeht
Ihr Name, der war Mary und sie hat völlig resigniert
Denn so was ist ihr sicher nicht zum ersten mal passiert

Und Mary, die hat längst keine Tränen mehr und der Paul hat seine verstreut
Über eine kleine Träne von ihm hätte sie sich sicher sehr gefreut

Traurig zieht die Träne weiter, am Friedhof der Stadt vorbei
Darin steht ein Meer aus weißen Kreuzen, wie ein längst verhallter Schrei
Es waren Tausende, die sinnlos hier verendet sind
Und man spürt heute nicht mal mehr den leisesten Wind

Und alle haben längst keine Tränen mehr und der Paul hat seine verstreut
Über eine kleine Träne von ihm hätten sie sich sehr gefreut

Und so gesteht sich die Träne ein:
Aus ist der Traum von der großen weiten Welt
Von der Sonne von dem Mond und vielleicht auch von dem Geld
Von der Liebe von dem Spaß, von dem übervollen Glas
Uns sie war so sehr enttäuscht, weil das keiner hier besaß!