Klaus Weissbach schrieb am 1. Dezember 2023
Ich singe das Lied sehr gerne und bin immer wieder amüsiert, wie „heilig“, „biblisch“ und „antik“ das Stück interpretiert wird. Für mich ist es eher ein „Porno“ ... von Leonard Cohen intelligent verpackt und er wird sich im Jenseits noch darüber wundern, wie „ernst“ dieser Song überall aufgefasst wird. Oder wie soll ich das sonst verstehen als: Es geht um einen unerfahrenen Mann, dem eine erfahrene Frau das beibringt, was er über Sex wissen will und und immer wenn sie gemeinsam gekommen sind, singen sie ein „Hallelujah“. Und bevor er auf die Idee kommt, sich an sie binden zu wollen, verlässt sie ihn rechtzeitig.
„She tied you to a kitchen chair, she broke your throne and she cut your hair“ – na holla – „and from her lips she drew a Hallelujah“ – das ist Orgasmus nach Oralsex.
„I've seen your flag“ spielt natürlich auf das Dreieck der Begierde an und bei „what's really going on below“ bleiben kaum Zweifel, wo dieses „below“ bei ihr wohl sein wird.
„I remember when I moved in you the holy dove she was moving too“ lässt auch kaum Interpretationsspielraum, welche „heilige Taube“ sich da wohl bewegt haben wird.
„I did my best, it wasn't much, I couldn't feel so I tried to touch“ verweist noch einmal auf „seine“ anhaltende Ahnungslosigkeit und daß er letztlich nicht verstanden hat, worum es die ganze Zeit mit ihr ging.
„And even though it all went wrong, I'll stand before the Lord of Song with nothing on my Lips but Hallelujah“ – da ist sie also weg und ihm bleibt nur die Erinnerung an die gemeinsamen Höhepunkte.
Mich amüsiert sehr, wie viele Chöre dieses Lied voller Inbrunst in Kirchen singen und neulich war es für mich besonders schön: ich durfte das Lied anlässlich einer Hochzeit auch selbst mal laut vor einer „Gemeinde“ vortragen. Das Leben ist schön!