Vata, is des wirklich wahr,
Warst du wirklich a Sozi in die dreißger Jahr?
Warst du wirklich damals im Widerstand,
Hast gekämpft gegns eigene Vaterland?
Vata, I muaß mi schama,
I möcht an andern Nama,
In der Schui, du glaubst ned, wia peinlich des is,
Da hoaßens di an Kommunist.
Und der Bua träumt von Recht und Ordnung,
Von an gsunden, graden Tritt,
Und im Geist, da hört er's marschieren,
Und im Geist, da marschiert er scho mit.
Und der Vata woaß ned aus no ein,
So weit is scho kumma mit der Duckerei,
Mit Kommunistenhatz und Berufsverbot
Und Wirtschaftswunder und Arbeitsnot.
Da wehrst di dei Lebn lang gegen all den Schutt,
Und dann machas dafür deinen Sohn kaputt.
Und der Vata nimmt si a Nacht lang Zeit
Und verzählt dem Buam von der Unmenschlichkeit,
Von Kriag, von KZ, von der Feigheit der Leit,
Und er plärrt, paß auf, die macha si bald wieder breit!
Dann packt der Bua seine Sachen,
Sagt: Vata, da muaß I doch lachen,
Du kannst es doch überall lesen,
Des is doch ganz anders gewesen.
Und dann träumt er von hohen Stiefeln
Und von Männern aus Stahl und Granit,
Und im Geist, da hört er Trompeten,
Und im Geist, da marschiert er schon mit.
Und der Vata woaß ned aus no ein,
So weit is scho kumma mit der Duckerei,
Mit Kommunistenhatz und Berufsverbot
Und Wirtschaftswunder und Arbeitsnot.
Da wehrst di dei Lebn lang gegen all den Schutt,
Und da machas dafür deinen Sohn kaputt.
Und a paar Wocha später steht der Bua vor der Tür
Und zittert und flüstert: I ko nix dafür,
Die macha ernst, die basteln Granaten,
Die redn von Volkssturm und Attentaten.
Vata, I muaß mi schama,
I möcht an andern Nama,
Wir ham - I trau mirs gor ned sagn,
Gestern nacht im Streit an Mo derschlagn.
Und der Vata denkt an früher,
Hört die grausamen Stiefel marschieren,
Und im Geist, da marschieren die noch immer,
Und schon morgen ko des wieder passieren.
Und wia so vui andere kriagt er an Zorn,
Was is bloß wieder aus Deutschland worn?
Mit Kommunistenhatz und Berufsverbot,
Mit Wirtschaftswunder und Arbeitsnot.
Da wehrst di dei Lebn lang gegen all den Schutt,
Da machas dafür deine Kinder kaputt.
Writer(s): Konstantin Wecker
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