Ich geh
(Je vole)
Howard Carpendale
Ich lieb euch, doch ich geh' ! Liebe Eltern, ich geh'!
Ich komm' nicht mehr zurück nach Haus'!
Verzeiht!
Ich lass euch jetzt allein. Einmal musste es sein.
Wie ein Vogel flieg ich hinaus, soweit, soweit.
Gesprochen:
Es ist Donnerstagmorgen kurz vor fünf Uhr.
Ich habe meinen Koffer gepackt und gehe leise durch die schlafende Wohnung.
Ich gehe auf Zehenspitzen zur Haustür und halte den Atem an.
Wie oft habe ich das früher getan wenn ich nachts zu spät nach Hause kam
Und niemand aufwecken wollte.
Gestern beim Abendessen, da hatte ich das Gefühl, meine Mutter ahnte etwas.
Sie fragte, warum ich so blass sei und ob mir etwas fehlt.
Ich sagte: "Nein, wieso? Ist alles in Ordnung!"
Und sie hat so getan, als ob sie mir glaubte.
Jetzt komm ich an unserem Auto vorbei.
Es ist schon ein komisches Gefühl.
Irgendwie hatte ich mir das alles aufregender vorgestellt und schwerer.
Aber eigentlich ist es nur seltsam und fremd.
Ich darf mich jetzt nicht mehr umdreh'n, nicht mehr zurückschau'n.
Da vorn ist schon der Bahnhof und hinter dem Bahnhof die Freiheit.
Ich frage mich, wieso spüre ich nur diesen Druck auf der Brust.
Es ist wie ein Käfig, der mich fast am Atmen hindert.
Und ich frage mich, ob sich meine Eltern wohl vorstellen könnten, dass ich jetzt weine.
Nein, ich darf nicht mehr an zu Hause denken.
Nur das nicht. Nur noch nach vorne schauen.
Nur noch daran denken, was ich mir geschworen habe. Und warum und wieso!
Es ist kurz vor sieben Uhr.
Ich bin eingeschlafen in dem Zug, der mich immer weiter weg führt
Und ich denke wieder: "Nur nicht zurückschauen!
Niemals mehr!"
Gesungen:
Ich lieb euch, doch ich geh' ! Liebe Eltern, ich geh'!
Ich komm' nicht mehr zurück nach Haus'!
Verzeiht!
Ich lass euch jetzt allein. Einmal musste es sein.
Wie ein Vogel flieg ich hinaus, soweit, soweit.
Ich geh' !
Soweit, soweit.