Der Ring
Howard Carpendale
Der silberne Mond dieser Sommernacht war wie handgemalt.
Er gab ihr den Ring und sagte zu ihr:
"Du bist gebor'n für mich.
Ich träume davon, Dich für den Rest meiner Zeit
In den Armen zu halten wie heut.
Ich will in deine Augen sehn,
Will nur in deine blauen Augen sehn ..."
Sie war noch sehr jung, als die Hochzeit war -
Und sie war so stolz auf den Ring.
Sie zogen in das kleine Haus in den Osten der Stadt,
Nicht weit von der B1.
Tag für Tag und Nacht für Nacht
Donnern die Laster vorbei - Richtung Autobahn;
Und am besten schlief ihr Mann.
Manchmal sah sie nachts die Sterne am Fenster
Bis in den Morgen hinein.
Manchmal sah sie ihn ganz tief neben sich schlafen;
Das kann doch nicht alles schon sein, nicht alles schon sein ...
Sie wusste genau, es lag nicht an ihr. Sie hatte diese Straße so satt.
Doch er war zufrieden und sagte: "Was willst du am andren Ende der Stadt ?"
Sie wollte studieren und sie machte Pläne.
Ihr Ziel hatte sie fest im Blick.
Sie weiß, dass sie irgendwann geht -
Und dann schaut sie nie mehr zurück.
Das geht nicht lang, sagten ihre Freunde,
Das ist doch leicht zu verstehn.
Sie passt zu ihm wie die Faust auf das Auge.
Bald wird sie gehen - einfach gehn.
20 Jahre danach.
Sie ist immer noch da, doch die Laster hört sie nicht mehr.
Ihr jüngster Sohn zog letzte Woche hier aus.
Wieder ein Zimmer ist leer.
Und ihr Mann kommt nach Haus
Und sie reden vom Essen.
Dann liest er seine Zeitung und schläft.
Und jeder Tag ist gleich ...
Jeder Tag ist gleich ...
Manchmal sieht sie vor dem Haus den kleinen Vogel im Baum.
Dann möchte sie fliegen mit ihm.
Sie schaut aus dem Fenster, sie schaut auf sein Foto,
Aber nicht auf den Ring - nicht auf den Ring ...
Sie schaut nie auf den Ring.
Sie schaut nie auf den Ring.