Es ist nach zwölf, wir gehen jetzt, im Gleichschritt die Treppe rauf
Dann musst du warten, ich mach' erst ganz leise, im Dunkeln die Türe auf
Wenn du mir versprichst, nicht so laut zu sein
Dann darfst du schnell noch mal wohin
Komm, tritt in meine gute Stube ein
In der ich selbst nur geduldet bin
Denn nebenan liegt meine Wirtin und gestern Nacht hab' ich sie gestört
Sie hat, als ich noch ein paar Briefe schrieb, das Kratzen der Feder gehört
Morgen früh lass' ich dich heimlich raus, wenn der Wecker kräht
Ohne Frühstück, versteht sich, doch helf ich dir beim Anzieh'n, damit es schneller geht
Doch ehe du gehst, schau dich gründlich um
Ob du auch nichts vergessen hast
Hier liegt noch immer ein Hemdchen herum
Es gehört sicher dir, weil's mir nicht passt
Denn nebenan liegt meine Wirtin und gestern hat sie mein Bett gemacht
Sie zog daraus das Hemdchen hervor und hat sich ihren Teil gedacht
Du sollst mit mir, hab ein wenig Geduld, auf den Sommer warten
Ich kenne nicht weit – eine Stunde von hier – einen großen verwilderten Garen
Dort darfst du laut lachen über das, was ich
Mit dem Grashalm dir auf den Rücken schreibe
Dort erfinde ich tausend Dinge für dich
Womit ich uns die Zeit vertreibe
Denn hier bin ich gut Freund mit allen Bäumen, und wenn du hungrig bist, brauche ich bloß
Mit den Fingern zu schnipsen, dann schüttelt der Wind ihre Früchte in deinen Schoß
Writer(s): Hannes Wader
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