Ballade vom Stein
In den Straßen unsrer Stadt werden die Steine alt.
Und das Pflaster unserer Väter weicht dem Asphalt.
Jene Steine, einst geboren in der Glut.
Die stummen Zeugen der Vergangenheit
Verdammt zur Unbeweglichkeit.
Sind sie reif nun
Für den Schutt ?
Aus der Glut der Erde
Kamst du heiß wie die Sehnsucht.
Wie die brennende Sehnsucht
Auf diese Welt.
Stein, ach Stein
Wer hat deine Jahre,
Wer hat deine Wunden je gezählt.
Wind und Regen haben ihnen die Haut gegerbt
Und so manche Flintenkugel hat ihn eingekerbt,
Nach dem sie eines Patriotenbrust durchschlug,
Der Steine aus dem Straßenpflaster riß
Zum Barrikadenhindernis,
Die Welt zu säubern vom Betrug.
Aus der Glut der Erde
Kamst du heiß wie die Sehnsucht.
Wie die brennende Sehnsucht
Auf diese Welt.
Stein, ach Stein
Wer hat deine Jahre,
Wer hat deine Wunden je gezählt.
Um auf den Schuttplatz zu verdorr'n
Bist du uns doch zu schade.
Wir bauen uns ein Haus am Meer
Aus Pflastersteinen und Jahren.
Wir bauen uns ein Haus am Meer
Wir lassen dich nicht liegen
Und auf dem Himmel nahem Dach
Werden wir wie Kinder fliegen.
Jede Narbe von so manchem Soldatentritt,
Jede Blüte die irgendwann auf's Pflaster glitt.
Und die Anmut einer jeden schönen Frau
Die ihren Fuß die Straße je berührt,
Die bis vor unsre Häuser führt
Beflügeln unser'n Bau.
Aus der Glut der Erde
Kamst du heiß wie die Sehnsucht.
Wie die brennende Sehnsucht
Auf diese Welt.
Stein, ach Stein
Wer hat deine Jahre,
Wer hat deine Wunden je gezählt.
Aus der Schoß der Erde
Kamst du heiß wie die Sehnsucht.
Wie die brennende Sehnsucht
Auf diese Welt.
Stein, ach Stein
Wir machen deine Jahre,
Machen deine Wunden
Zum Gerüst dieser Welt.